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5. Brandenburger Aktionstag Wohnen im Alter 2017

Wohnraumanpassung, Beratung und Hilfe machen es möglich

Der 5. Wohntag fand am 05.September 2017 von 10.30 bis 16.00 Uhr wieder im Bürgerhaus am Schlaatz in Potsdam mit Beteiligung von ca. 70 Interessierten statt.
Diesmal stand im Mittelpunkt die Frage, wie man ältere Menschen noch frühzeitiger und wirksamer zu Aktivitäten der Anpassung ihres Wohnraums an mögliche Herausforderungen im Alter motivieren kann. Oft wird erst dann darüber nachgedacht, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Als Alternative gibt es für einige nur noch den Umzug ins Heim, der vermeidbar gewesen wäre. Oder die Möglichkeiten der Teilhabe und damit auch der Lebensqualität sind stark eingeschränkt. Diese Fragestellung ist auch ein Schwerpunktthema des 'Runden Tisches Wohnen im Alter', der seit 2016 unter Leitung der Fachstelle für Altern und Pflege im Quartier agiert.
Die Kooperation der Fachstelle mit der Akademie 2. Lebenshälfte bei der Durchführung des jährlichen Aktionstages ermöglicht somit auch die Diskussion solcher Themen mit einem breiten Kreis von Interessierten. Wie auch in den anderen Jahren kamen viele Vertreter und Vertreterinnen aus regionalen Seniorenbeiräten, aber auch der Kommunen, der Wohnungswirtschaft und anderer Partner.

 
Ablauf
Begrüßung und Einführung
Herbert Fuchs, MASGF

Herbert Fuchs ist seit diesem Jahr Leiter des Referates Seniorenpolitik im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen. Er eröffnete die Veranstaltung und betonte die große Bedeutung dieses Themas für alle Beteiligten. In der Fortschreibung der Seniorenpolitischen Leitlinien, die sein Haus im Sommer auf den Weg gebracht hat, ist das Thema 'Wohnen und Leben im Quartier gestalten' die Nummer eins der Leitlinen. Auch der Landesseniorenrat hat das Thema an erste Stelle gerückt. Das Verbleiben in der eigenen Wohnung durch entsprechende Anpassungen hat deshalb einen hohen Stellenwert, und es lohnt sich,der Frage nachzugehn, wie die verschiedenen Akteure hier besser zusammenkommen können, und vor allem, wie die Sensibilität dafür bei den Älteren verstärkt werden kann. Er begrüßte die Tradition der Wohntage, bei denen die Senioren selbst und ihre Vertreter mit Politik und Wohnungswirtschaft aktiv ins Gespräch über gemeinsame Strategien und Wege kommen.

Ältere Menschen erreichen - Handlungsempfehlungen für die Zielgruppen-Kommunikation
Thomas Schatz

Zur Beantwortung dieser Frage hatten sich die Organisatorinnen mit Thomas Schatz von der Hochschule Harz einen kompetenten Unterstützer geholt. Er hat im Rahmen eines Bundesmodellprojektes zu diesen Themen eigene Erfahrungen gemacht, aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen können. Übersichtlich und verständlich leitete er ab, wie vielfältig sich die Zielgruppen für die Beratung und Motivation hier darstellen. Er empfahl deshalb auch differenzierte Zugangswege, das 'Abholen' der Älteren in ihren Lebenswelten, lieber viele kleine Schritte, als die Forderung nach großer Veränderung. In seinem Beitrag stecken interessante Details, die sowohl von der Beratern als auch von Unterstützern in Seniorenbeiräten und anderen Akteuren bedacht werden sollten.

Präsentation Thomas Schatz
PDF-Datei (754 kB), September 2017

Wie denken Brandenburger Senioren/ innen?
Marion Köstler

Im Anschluss daran stellte Marion Köstler von der Akademie 2. Lebenshälfte ausgewählte Ergebnisse der Seniorenbefragung 2016 in Brandenburg vor, die im Prozeß der Überarbeitung der Leitlinien durchgeführt worden war. Unter dem Schwerpunkt 'Wohnsituation und Bedarfe', zeigte sie auf, dass zum einen ein großer Teil der Befragten aus drei sehr unterschiedlchen Orten recht zufrieden mit ihrer aktuellen Wohnsituation sind. Andererseits lässt die altersgerechte Ausgestaltung der Wohnungen und Häuser teilweise noch viele Wünsche offen. Ihre Untersuchung bestätigte jedoch auch die Erfahrung, dass nur wenige trotz ihrer klaren Wünsche die Möglichkeiten der Beratung und die Durchsetzung konkreter Maßnahmen in Anspruch nehmen. Hier besteht ein Widerspruch, dem man auf den Grund gehen muss, so auch ihre Position.

Präsentation Marion Köstler
PDF-Datei (5 MB), September 2017

 
Beispiele aus der Praxis
Sabine Kosakow-Kutscher

Der Landkreis Havelland hat sich in den letzten Jahren bereits mit seinem Demografieprojekt einen Namen im Land gemacht. Frühzeitig wurde hier mit vielen Beteiligten nach neuen Wegen gesucht, auch mit einer älter werdenden Bevölkerung die Lebensqualität in den Städten und Dörfern zu erhalten.
Ein spannnendes Beispiel dafür stellte Sabine Kosakow-Kutscher; Referentin im Demografieprojekt, stellvertretend für den Landkreis, vor: die Musterwohnung Selma.
Selbständig leben mit Alltagshilfen - ist das Motto dieser Musterwohnung, die jeder Interessierte in Rathenow besichtigen kann. Das Besondere an der Art dieser Musterwohnung sind die Kriterien, die die Organisatoren hier auch gemeinsam mit dem Kreisseniorenbeirat umgesetzt haben: Es geht um Möglichkeiten für den 'Otto-Normalverbraucher', die finanzierbar sind, die nachrüstbar und funktional sind. Dieser Ansatz ist erfolgreich in der Praxis gestartet und spricht die Besucherinnen und Besucher sehr an. Es wird sich zeigen, ob das in Zukunft auch zu verändertem Handeln führen wird.

Präsentation Musterwohnung Selma
PDF-Datei (1 MB), September 2017

Jens Potthof

Einen anderen Ansatz verwirklicht die Kreishandwerkerschaft Teltow-Fläming mit ihrem 'Netzwerk der Gesundheitsdienstleister Barrierefreies Bauen', Ihre Aktivitäten gehen auf die Initiative der Niederlausitzer Handwerkerschaft zurück, deren Netzwerkidee, vorgestellt durch Andreas Schumann, bereits auf dem ersten Wohntag 2013 mit Begeisterung aufgenommen wurde. Das Beispiel hat Schule gemacht. Jens Potthoff, der einen Handwerksbetrieb im Sanitärbereich führt, hat sich ausbilden lassen zum Gesundheitsdienstleister und setzt jetzt gemeinsam mit anderen diese Netzwerkidee im Landkreis Teltow-Fläming um. Die älteren Bürger bekommen hier Unterstützung aus einer Hand. Das hilft sehr, die Menschen zu motivieren und Veränderungen praktisch umzusetzen, gerade im ländlichen Raum, wo die Wege für die Älteren zu Information und Beratung weit sind. Die Rolle der Handwerker hat sich hierdurch verändert. Mit Stolz berichtete Herr Potthof von den Auszeichungen, die ihre Initiative seitdem erhalten hat.

Präsentation Jens Pothoff
PDF-Datei (1 MB), September 2017

Pankower Wohnlotsen

Das dritte Beispiel war wieder ganz anderer Art. Alle haben sie jedoch das Ziel, Menschen zu unterstützen, sich um ihre Wohnsituation im Alter selbst aktiv zu kümmern. Die 'Pankower Wohnlotsen' sind Ehrenamtler, die im Auftrag und in enger Kooperation mit Mitarbeitern des Humanistischer Verbands Berlin-Brandenburg e.V.  diese Aufgabe wahrnehmen. Sie besuchen Menschen zu Hause und gehen zu Treffpunkten, um mit ihnen zu reden, was sie sich wünschen und wie Vorstellungen für das Wohnen im Alter realisierbar sein können. Das ist eine anspruchsvolle, aber lohnende Aufgabe, wie die Wohnlotsin Silke Paland darstellte. Mit Simone Koschewa als Fachfrau und Mitarbeiterin der Kontaktstelle Pflegeengagement in Berlin Pankow hat sie dabei eine starke Unterstützung. Die Wohnlotsen vermitteln bei Bedarf zur Wohnraumanpassung den Kontakt zum Pflegestützpunkt, sie ermitteln aber auch Umzugswünsche und helfen den älteren Menschen, die geeignete Wohnform zu finden und auch den Umzug zu organisieren. Die Erhöhung der Wohnmobilität ist auch in Brandenburg ein großes Thema, über das verstärkt nachgedacht werden muss.

Präsentation Pankower Wohnlotsen
PDF-Datei (443 kB), September 2017

 
Die Senioren-Technik-Spürnasen
Stand der Technik-Spürnasen

In der Mittagspause gab es einen Stand der Technik-Spürnasen, der gut genutzt wurde.
Drei der ausgebildeten 'Spürnasen' - Ingrid Dentler aus Werder, Magarethe Jur aus Frankfurt/Oder und Wolfgang Döring aus Falkensee stellten ihren Mustertrolly vor und gaben Interessierten kompetent Auskunft. Ihr Ziel ist, zu zeigen, welche vielfältigen kleinen Lösungen es für ein leichteres Leben im Alter durch Hilfsmittel und Technik gibt. Sie sind ehrenamtlich in ihren Regionen unterwegs, um bei Seniorentreffs, Veranstaltungen und Messen, aber auch im direkten Kontakt mit den Menschen ihr Wissen weiterzugeben und Ältere zu motivieren, solche Möglichkeiten zu nutzen.

 

Am Nachmittag bestand in drei Fachforen die Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch.

Forum 1

Beratung als Aufgabe von Seniorenbeiräten? Erfolge und Grenzen
Teilnehmer in Forum 1

Unter Führung der Moderatorin Marion Köstler diskutierten die Anwesenden über die Möglichkeiten der Seniorenbeiräte in diesem Themenbereich. Lore Bertz aus dem Seniorenbeirat Potsdam stellte vor, wie seit vielen Jahren ihre Arbeitsgruppe 'Wohnen im Alter' entstanden ist, die Beratung für Senioren anbietet und mit den Wohnungsanbietern im engen Austausch ist. In dieser Form ist das eine Besonderheit, aber auch die anderen Beiräte sind aktiv, sie geben Fragebögen aus, erfassen die Probleme, organisieren Informationsveranstaltungen und bringen sich in die politische Debatte ein.
Im Forum wurde deutlich, dass es für die Seniorenvertreter sehr wichtig ist, informiert zu sein zu diesem Thema.Vielfältige Veranstaltungen, Weiterbildung, das Internetportal zum Wohnen im Alter sind mögliche Formen dafür. Nicht jeder Seniorenbeirat hat die personelle und fachliche Kapazität, Beratung für die Älteren anzubieten. Mit diesem Begriff muss man auch sehr vorsichtig umgehen, um nicht falsche Erwartungen zu wecken. Die wichtigste Aufgabe, da waren sich die Akteure einig, ist die Vermittlerrolle, die der Seniorenbeirat in einer Kommune spielen sollte - Vermittler zwischen den Sorgen und der aktuellen Situation der Senioren oder den Plänen und konkreten Vorhaben der Politik und der Wohnungswirtschaft. Eine enge Zusammenarbeit  bzw. die Chance, die Politik auch zu beraten, bevor Entscheidungen fallen, ist hierzu die wichtigste Voraussetzung.

Ergebnisse des Forums 1
JPG-Datei (517 kB), September 2017

Forum 2

Wie können Ehrenamt und Hauptamt besser zusammenwirken?
Teilnehmer in Forum 2

Viele Interessenten aus ganz unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern waren zusammengekommen, um - moderiert durch Ingrid Witzsche und Eva Gehltomholt - darüber nachzudenken, wie die ehrenamtiche Arbeit zum Thema Wohnen noch besser mit hauptamtlichen Stellen und Akteuren verknüpft werden könnte. Zwei der Technik-'Spürnasen', die mit ihren Informationen und ihrem Mustertrolly auf Veranstaltungen und Treffs auftreten, berichteten von ihrer Arbeit. Der Aufwand, solche Auftritte auf die Beine zu bringen und zu organisieren, ist sehr hoch. Es wäre wünschenswert, wenn andere Organisationen auf sie zukommen würden und die Organisation nicht durch sie selbst erfolgen muss. Bei den Wohnlotsen ist durch die Anbindung an die Kontaktstelle Pflegeengagement so etwas gegeben und funktioniert auch gut. Das muss jedoch vor Ort sein und auch von den Betreffenden gewollt werden.
Wenn es gelungen ist, mit einer Runde Interessierter zusammen zu kommen, dann können die Ehrenamtlichen viel bewirken, Anstöße geben, auch direkte Kümmerer sein. Dieses Potential ist vorhanden, aber strukturell wird hier eine engere Verzahnung gewünscht.

Ergebnisse des Forums 2
JPG-Datei (325 kB), September 2017

Forum 3

Wie kommen die Informationen an die Älteren?
Teilnehmer in Forum 3

Für dieses Thema war die Gruppe der Interessenten am größten, so dass das Forum im Saal stattfand. Herr Schatz hatte hier nochmal Gelegenheit, seine 'Rollende Musterausstellung' vorzustellen. In der Diskussion ging es dann darum, wie und wo man am bsten an die älteren Menschen herankommt. Man war sich einig, dass es darum geht, die Menschen in ihrem Alltag abzuholen. Dort Informationen vermitteln, wo sie sowieso hingehen, ist eine wichtige Botschaft, im Seniorentreff, bei Kulturangeboten, in Vereinen und Selbsthilfegruppen.Aber auch die Zusammenarbeit mit vielen Multiplikatoren wurde betont. Präventive Hausbesuche zur Ermittlung der Bedarfe wurden auch als Wunsch genannt. Sie werden in Beispielprojekten bereits erprobt.
Eine weitere wichtige Forderung war die kontinuierliche Vernetzung der Berater und Akteure und die Sicherung ihres aktuellen Wissensstandes. In diesem Feld gibt es viel Bewegung und Entwicklung.Hier wird dem Internet viel Bedeutung zugesprochen. Durch bessere Internetkenntnisse der Älteren selbst könnten diese guten Informationen auch von ihnen selbst besser wahrgenommen und genutzt werden. Auch hier liegt ein großer Handlungsbedarf.

Ergebnisse des Forums 3
JPG-Datei (325 kB), September 2017

 
Dr. Ingrid Witzsche

In ihrem gemeinsamen Schlusswort dankten die beiden Organisatorinnen Dr. Ingrid Witzsche von der Akademie 2. Lebenshälfte und Britta Hecht von der Fachstelle für Altern und Pflege im Quartier den Anwesenden für ihre konstruktive Mitarbeit. Frau Witzsche, die auch in der Arbeitsgruppe Wohnen des Landesseniorenrates mitwirkt, nimmt die Ergebnisse mit in die nächste Arbeitsgruppensitzung im September. Wie könnten die Seniorenbeiräte besser unterstützt werden, sich in diesem Feld einzubringen, ohne sich zu überfordern?  Dazu gehört auch die Frage, wie das Internetportal zum Wohnen im Alter, das 2018 zehn Jahre alt wird, für die ehrenamtlichen Akteure noch wirksamer werden kann.

Britta Hecht

Frau Hecht kündigte an, die Ergebnisse in die Erarbeitung einer Handreichung für Kommunen zum Thema Wohnraumanpassungsberatung direkt einzubeziehen. Ziel der Fachstelle ist es u.a., die Kommunen zu motivieren und zu unterstützen, auf diesem Gebiet aktiver und wirksamer zu werden. Durch die kontinuierliche Arbeit des Runden Tisches zum Wohnen im Alter, den sie moderiert, ist das Dranbleiben an diesen Themen gesichert. Anregungen und neue Ideen sind von allen Seiten jederzeit willkommen!

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Die verschiedenen Teilprojekte wurden mit finanzieller Unterstützung mehrerer Ministerien sowie aus Lottomitteln des Landes Brandenburg und durch das Seniorenpolitische Maßnahmepaket des Landes realisiert.

 
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